Record News – FANTU

Was sich viele schon lange gewünscht haben wird endlich wahr: der Berner Rapper Fantu gibt sein erstes Solo-Album „Westside“ auf Vinyl raus! Zu diesem Anlass haben wir seinen PVP- und Chlyklass-Kumpel Greis gebeten, für uns ein Interview mit Fantu zu machen.

Greis: Laut ehemaligen Kindergartenkollegen warst du früher nicht sehr nett.

Fantu: Der Kindergarten war wunderbar. Die Kindergärtnerin war sehr cool, Backgroundsängerin von Polo Hofer. Da Spielzeugwaffen im Kindergarten nicht erlaubt waren, haben wir unsere Vollkornbrote mit gezielten Bissen zu Pistolen geformt. Manchmal gab es Streit, zum Beispiel ging es darum welcher Vater den höchsten militärischen Rang hatte. Derartige Differenzen haben oft zu Kämpfen geführt, meistens ging dabei ich als Sieger hervor.

“Ich ging dabei meistens als Sieger hervor.”

Welche Rolle hatten Quartier-Spielplätze und Jugendtreffs in deiner Kindheit? Z.B. Schützenweg- oder Längmuurspielplatz oder der alte Jugentreff Graffiti.

Spielplatzbetreuer vor schaulistiger Kinderschaar geschlachtet. Es gab Strassenhockeyturniere, Fussball, eine grosse Schaukel, ein Schiffwrack. Wir hämmerten an Hütten herum, Hühnersuppen brodelten im Feuerkessel, die Eltern tranken Kannenkaffe und rauchten Zigis. Ich glaube es ist heute noch ähnlich dort.

An einem Mittwochnami machte sich ein Anwohner auf seinem Balkon mit einem Karabiner bemerkbar, er störe sich am Lärm. Die Polizei meinte sie könnten nichts unternehmen, der Mann dürfe sehr wohl mit dem Gewehr auf dem Balkon herumstehen. Jahre später haben wir mit dem Spielplatz-Betreuer eine Mini-Ramp aus Holz gebaut. Wir hatten ein paar Tage Spass, dann kam die Polizei und spannte Eisenketten über die Ramp. Das laute Geskate hat die Anwohner gestört. Gottlob hat der Karabiner-Psycho Jahre zuvor keine Schüsse abgefeuert, gar nicht auszudenken was das für Lärmemissionen verursacht hätte.

“Kiffen ist mir sehr schlecht eingefahren damals.”

Du warst der einzige von uns, der nicht gekifft hat. Dennoch dachte deine Mutter du seist immer auf Drogen. Wie kam es dazu?

Meine Mutter ging eher davon aus, dass du und die anderen Drogen konsumieren. Dich habe sie mal völlig verladen auf der Strasse angetroffen. Kiffen ist mir sehr schlecht eingefahren damals, so liess ich es sein. Mir blieb nichts anderes übrig, als euch beim Bongkonsum zuzusehen. Das war äusserst langweilig, ich entwickelte einen Hass auf alles was mit Kiffen zu tun hat.

“Meistens hat die Polizei nur mich zum Filzen herausgenommen.”

Am meisten nervten mich die blasierten Hippies, die in Parks ihre obskuren Instrumente bespielten. Zu allem Übel verdächtigten mich andere Personen immer wieder des Drogenkonsums, wegen meinem bleichen Gesicht und den grossen Pupillen. Lehrer, Sozialarbeiter, Zöllner, Club-Betreiber, Polizisten. Meistens hat die Polizei nur mich zum Filzen herausgenommen, als wir in der Gruppe unterwegs waren. „Hasch“ galt als Einstiegsdroge, Mahnfinger wurden gehoben, eindringlich vom Folien- rauchen gewarnt. In der Schule mussten wir das Buch von den Kindern am Bahnhof Zoo lesen, es war furchtbar.

“Natürlich beobachte ich weiterhin was auf den Wänden und Zügen passiert.”

Während die meisten damals voll am «gäggele» waren und möglichst saubere, konforme und formell aus- balancierte Styles malten, hattest du schon immer einen freieren Style, der eher an die Graffitis von heute erinnert. Du hattest Freude an langen Drips, während wir sie vermeiden wollten, und Liniensauberkeit war dir scheissegal. Warst du deiner Zeit voraus?

Ich bin schon längstens nicht mehr als Writer aktiv, aber natürlich beobachte ich weiterhin was auf den Wänden und Zügen passiert. Mir gefallen diese neuen Styles sehr gut, vor allem die Silberbilder mit den neonfarbenen Blitzen.

Was mir in Bern auffällt, sind die ausgefallenen Pseudonyme und Crewnamen. Huepis beispielsweise, sagenhaft. Ich hoffe es ist eine Hommage an Matthias Hüppi.

“Die Pieces auf Brachflächen in Grossstädten haben mich beeindruckt.”

Welche Rolle spielten Backyards für dich als Writer?

Die Pieces auf Brachflächen in Grossstädten haben mich beeindruckt. Das wollte ich auch hier mehr etablieren. Kürzlich führte mich ein Spaziergang zur Brache in der Lorraine, genau so habe ich mir das damals vorgestellt.

“Der Style von Rens bleibt für mich unübertroffen.”

Gibt es gewisse Städte-Styles oder Writers, die dich beeinflusst haben? Was sind deine Lieblings-Pieces aus Bern?

Paris, Amsterdam und Berlin. In Kopenhagen war ich nie, aber der Style von Rens bleibt für mich unübertroffen. Unsere Interrailreisen führten zudem zu Verbindungen nach Norditalien, Helsinki und Zagreb. Ich liebe die Bilder aus den Achtzigerjahren in Bern. Das MAD-Bild am ehemaligen Breitsch-Migros hat mich als Kind fasziniert, das muss das erste Piece in meiner Umgebung gewesen sein. Ich habe es fotografiert, bevor das alte Gebäude abgerissen wurde. Ich liebe auch das No Future-Piece mit der Rakete, obwohl es sicher technisch gelungenere Bilder gibt aus dieser Zeit. Speziell, dass in Bern damals nicht das eigene Pseudonym gemalt wurde, sondern jeweils einfach ein englisches Wort. Als Kind stellte ich mir die Sprayer als Goths mit Drogenspritzen vor, die im Wylerwald unter dem Autobahnviadukt an einem Mülltonnenfeuer Joints rauchen.

“Ich thematisiere Dinge wie Essen im Mac, Wendeverbote, Crack, VCS, Skoda-Kombis und betreutes Wohnen in Südostasien.”

Viele Menschen in Bern und in der Schweiz wünschen sich schon lange ein Fantu-Soloalbum. Und du hast ja nun schon die Solo-Single «Frag di Friseur feat. Baze» veröffentlicht. Kommt da noch mehr? Dürfen wir auf ein Album hoffen?

Ja, das Album kommt diesen Sommer. Eigentlich war geplant, dass es nur wenige Monate nach dem Single-Release erscheint, jetzt hat es halt länger gedauert. Ich thematisiere Dinge wie Essen im Mac, Wendeverbote, Crack, VCS, Skoda-Kombis und betreutes Wohnen in Südostasien.

Wie steht es mit PVP, gibts da auch mal wieder ein Album?

Wir haben einen neuen PVP-Track aufgenommen, der erscheint diesen Sommer. C. Perkins hat für sein Tape einen pathetisch-kitschigen Beat für PVP vorgesehen. Daraus ist eine neue, klassische PV-Hymne entstanden.

Instagram Link fantupvp

Fantu-Westside-Vinyl LP bei Layup.ch

June 22, 2021. Layup News. Keine Kommentare.

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