Das Duo bestehend aus dem Rapper Migo und dem Produzenten Buzz hat seit 2011 ein Mixtape, vier Alben, diverse Singles und Videoclips veröffentlicht und wurde schon 2014 mit den Swiss Hiphop-Awards «Best Newcomer» und «Best Free Release» ausgezeichnet. Wir trafen uns im Berner Gaskessel Areal mit den beiden Künstlern und durften einiges in Erfahrung bringen.
Migo, du bist auch bei FHG (Fischermätteli Hood Gang) und der Chaostruppe dabei. Was ist anders bei Migo & Buzz als bei den anderen beiden Formationen?
Migo: FHG und Chaostruppe sind Formationen die viel mehr auf Live ausgelegt sind, während wir mit Migo & Buzz viel weniger Konzerte spielen und wenn, dann immer mit einer Live Band. Buzz produziert die Musik, ich schreibe die Texte.
Buzz: Migo & Buzz hat am meisten Konzept, da wir nur zu zweit sind.
Migo: Ja, bei der Chaostruppe sind es 15 Leute, da hat wenig Platz für Konzeption. Die Chaostruppe lebt vom Chaos. Bei FHG passiert alles sehr spontan. Ausserdem machen bei FHG und Chaostruppe verschieden Leute Beats, hier nur Buzz. Wir müssen viel weniger Kompromisse eingehen da wir nur zu zweit sind.
Was war die erste Formation?
Migo: Migo und Buzz war zuerst. Wir waren als ZweierGruppe zusammen und haben uns dann mit der Chaostruppe zusammen getan. Die Chaostruppe ist eigentlich eine Formation von verschiedenen kleineren Formationen. Später kam dann noch FHG.
Seit ihr beide aus dem Fischermätteli?
Buzz: Ich komme aus dem Breitenrain.
Migo. Ich komme aus der Lorraine und bin erst später in Fischermätteli zugezogen.
Wer und was war eure Inspiration als ihr angefangen habt?
Migo: Greis, Tommy Vercetti, Chlyklass. MQ, IMC, Ghetto Pop. Die jüngeren dieser Rapper haben uns Tipps gegeben wie man besser wird und uns sehr geholfen.
Gibt es wieder Nachwuchs in der Rap Szene in Bern?
Buzz: Ja wir kennen viele Leute die ein Studio haben und jüngere Leute gratis aufnehmen lassen. Ältere Leute die jüngere Rapper ins Boot holen uns diese Supporten.
Migo: Iroas zum Beispiel macht da sehr viel. Fast schon Jugendarbeit. Ich denke man wird in der nächsten Jahren sicher etwas von diesen Leuten zu hören bekommen.
Habt ihr auch internationale Vorbilder?
Buzz: Als Kind habe ich viel Kanye West und 50 Cent gehört. Auch neueren Sachen wie Kendrick Lamar oder Drake höre ich.
Migo: Ich war ein grosser 50 Cent Fan, auch viel Deutschrap, Dead Prez.
Was ist euch textlich wichtig?
Migo: Wir haben eine klare politische Haltung. Es ist nicht der Hauptinhalt unserer Musik, aber ich bin froh gibt es einen Ort, wo man seine Haltung ungefiltert preisgeben kann. Ich bin froh kann ich das machen und ich will das auch nutzen. Ich liebe aber auch Battle Rap und schreibe gerne Punchlines. Ich denke jeder hört in meinen Texten am Schluss das, was er gerne hören will. Sei es politisch oder eben mehr die Punchlines.
Ihr hattet drei Jahre am neuem Album. Was könnt ihr dazu sagen?
Migo: Unsere Alben kommen meistens so im Drei- oder Vierjahrestakt, denn wir arbeiten auch an anderen Projekten. Wir fangen meisten irgendwie an, produzieren ein paar Songs und merken dann, wie ein roter Faden im Album entstehen kann.
Buzz: Am Schluss gibt es aber immer eine sehr intensive Phase das Album fertig zu machen.
Wie und wann habt ihr gemerkt, dass «Warte uf z Meer» der rote Faden im Album sein wird?
Migo: Wir hatten zuerst das Lied «Warte uf z Meer» und haben dann gemerkt, dass dieser Titel auch zu anderen Songs passt. Von da an hatten wir schon etwa fünf Lieder und wussten, wie viele andere Songs noch kommen sollen. Wir wussten dann, in welche Richtung diese Lieder gehen sollen, damit sie gut zusammen passen.
Buzz: Eigentlich haben wir den Namen sehr spät gefunden. Es war noch die Corona Zeit dazwischen, das hatte auch Auswirkungen. «Warte uf z Meer» ist eigentlich ein Zeitausschnitt von unserem Leben.
Warum soll man die Platte kaufen?
Buzz: Vielen Leuten ist es bewusst, dass sie uns mit dem Kauf der Platte direkt unterstützen. Die Klicks auf Spotify bringen uns natürlich weniger.
Migo: Als Migo und Buzz sind wir Album-Künstler. Das Album hat einen roten Faden. Man kann es am Stück hören. Die Lieder nehmen Bezug zueinander, Samples von Tracks lassen sich in anderen Songs wieder hören.
Es gibt so eine These: Jeder guter Rapper war mal ein Sprayer. Wollt ihr etwas dazu sagen?
Migo: Das hören wir zum ersten Mal, interessante These! Aber ja, wir sind beide früher oft in der Reitschule rumgehangen und sind mit der Graffiti Szene in Berührung gekommen. Es war immer ein Gemisch von politisch aktiven Leuten, Graffiti, Musik und Freestyle Rap Battles. Ich denke unsere Musik hat schon einen grossen Einfluss von dieser Szene.
Album «Warte uf ds Meer»
Die Unruhe zwischen scheinbar unaufhaltbaren Drohszenarien und persönlicher Sehnsucht nach Veränderung spiegelt in Zeiten von Pandemie, sozialen globalen Pulverfässern und Klimakatastrophe eine gesellschaftliche Realität.
Mit dem neusten Album «Warte uf z Meer» machen Migo & Buzz ein Lebensgefühl einer jungen Generation greifbar, gestrandet am Rand der immer etwas verhockten Stadt Bern: Privilegiert genug sein, um umgreifende soziale, ökonomische und ökologische Prozesse zu analysieren, jedoch zu machtlos, um selber deren lokalen Auswirkungen wie z.B. der städtischen Gentrifizierung zu entfliehen. Für die Kunst, aber nicht von ihr leben können. Sehnsüchtig in die weite Welt schauen und doch in Weissenbühl ausharren. Ins Hallenbad gehen. Sich dabei wünschen, dass aus heiterem Himmel ein Meteorit einschlägt. Oder wenigstens ein Klavier.
Warte uf ds Meer, das Album bei uns im Online Shop ist hier erhältlich. https://www.layup.ch/migo-buzz-warte-uf-ds-meer-vinyl-2xlp-p-20636.html
https://www.instagram.com/migobuzz_official/
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