Raiser und Fit, die beiden MC’s von Churchhill sind schon lange Wegbegleiter vom Layup. Was 1999 als klassische DJ-MC Formation gegründet wurde, ist heute eine 9-köpfige Band. Die Musik von Churchhill präsentiert sich sehr vielfältig, wie auch die Mitglieder der Band und ihre Hintergründe. Raiser und Fit haben sich die Zeit genommen, uns ein paar Fragen zu beantworten.
Hallo Raiser und Fit, wie fühlt ihr euch heute?
Fit: Wann ist heute?
Raiser: manisch-depressiv wie immer… solange ich hier über Band und Musik sinniere: manisch… und sobald der Mensch am Tisch darüber sein totes Schwein auf den Teller packt: depressiv… sobald ich den Löwenzahn den Parkplatz aufbrechen sehe: manisch…und wenn der SUV ihn platt fährt: du weisst schon…
Seit über 20 Jahren seid ihr dran, was treibt euch an?
Fit: Der Luxus, mit anderen Menschen Musik zu machen und Musik teilen zu dürfen, auch wenn es viel Zeit, Nerven & Geld kostet – die geilen Momente sind unbezahlbar.
Raiser: Eigentlich treibt mich diesbezüglich nichts an, ausser die Lust mit meinen Freundinnen auf der Bühne eine gute Zeit zu haben. Viel entscheidender ist wohl, dass uns bisher niemand davon abgehalten hat… was ich auch nicht verstehe…
Warum seid ihr nicht eine DJ-MC Formation geblieben, was war die Motivation, mit einer Band aufzutreten.
Fit: Wir sind immer auch eine DJ-MC Formation geblieben, respektiv: seit 2022 ist unser Drummer Retone dazugestossen. Im Quartett spielen wir an kleineren Anlässen, wo wir mit der ganzen Band die Bühne und das Budget sprengen würden. An der Band-Variante schätze u.a. die Spontanität, welche während einer Show möglich ist und die menschliche und instrumentale Vielfältigkeit.
Raiser: Wir zwei vorne waren schlicht zu bieder – zu wenig cool und zu wenig Rap! Und da heute eh kaum noch jemand auf die Texte hört, waren wir als Show einfach zu langweilig – da musste mehr passieren auf der Bühne, sonst rennen uns all die ADHS-Leute von heute weg. Abgesehen davon sind die Musikerinnen auch Freundinnen und je mehr davon, desto besser.
Ihr seid musikalisch recht offen; Hip Hop, Reggae, manchmal poppig, ihr spielt einfach wie euch der Schnabel gewachsen ist. Was macht euch am meisten Spass, und kann man in einer 9-köpfigen Band noch stark seinen eigenen Musikgeschmack durchsetzen?
Fit: Wenn es ganz nach mir ginge, kämen noch EDM und Heavy Metal dazu. Vielleicht ist es aber nicht nur schlecht, dass die Jungs nicht alles mitmachen, laut einem Medienbericht ist unsere Stilvielfalt schon so etwas „beliebig“.
Raiser: Solange ich bei meinen Texten keine Kompromisse machen muss oder gar Änderungen an inhaltlichen Aussagen, können die Musikerinnen eigentlich spielen, was ihnen gefällt… ein guter Freund und extremer Rap-Kenner hat mal gesagt: „ä guete Rapper cha über jede Beat rappe!“
Ihr kommt ja beide aus Riggi City, Gerüchten zufolge das Dorf mit der höchsten Hip-Hopper Quote der Schweiz, weshalb?
Raiser: Keine Ahnung wie das heute ist, aber damals war Riggisberg noch einiges kleiner und wenn die Homies aus Thurnen auch noch ins Jugendtreff kamen, kriegst du bei den paar Einwohner, welche unser Kaff hatte, schnell mal eine hohe Dichte an Hip-Hoppern. Hinzu kommt, dass die Riggisberger Pioniere auch enorm aktiv waren, es wurde viel gemalt und getaggt, es entstanden gleich mehrere Rap Crews, es gab DJs (Yo Mr. Farside), welche bis zum Umfallen übten und an Partys weitere Jüngerinnen rekrutierten. Ja, es gab eine Zeit, da waren Riggisberger Bilder integraler Bestandteil der Berner Grafitti-Szene. Es ist pure Nostalgie, wenn ich heute noch ein „RWZ“, „Vu-Du“ oder „Sombee“ Tag sehe irgendwo im Löchliguet oder in der Tiefgarage beim Marzili und es zeigt einem brutal auf wie endlich alles ist und wie verdammt alt man geworden ist…
Fit: Die Ausstrahlung des Chilehogers.
Ah, darum der Name Churchhill?! Und warum Churchhill, die Kirche in Riggisberg ist doch nicht grösser als anderswo, oder?
Fit: Sie liegt einfach höher als anderswo und sieht besser aus als andere Kirchen. Der Legende nach soll es sich beim Turm um einen römischen Wachturm handeln. Es gab übrigens ein paar Anläufe, den Namen zu ändern, aber wir haben es nicht geschafft. Wir wollten wohl gerne mal an einer Scientologinnen-Tagung auftreten, da das nie geklappt hat, wäre ich seit Jahren für einen neuen Bandnamen offen…
Wann hattet ihr das letzte Mal eine Spraydose in der Hand?
Raiser: Ich hab meine Winterschuhe letzthin neu imprägniert – ist schon halt ein tolles Gefühl, obwohl ich beim schütteln vor dem Sprayen dermassen enttäuscht war, dass Imprägniersprays keine Mischkugeln enthalten und somit das Signature-Geräusch ausbleibt…
Zu meiner Verteidigung kann ich jedoch sagen, dass ich immer 3 richtig dicke (Kreide-)Eddings mitführe, zwecks Psychohygiene: ich male Schnäbis auf SUVs oder kommentiere auf Plakatwände.
Fit: Im Sommer 2021, zwei echte Montanas, mit Fatcap bestückt. Damit habe ich zwei Gartentische frisch lackiert, inklusive Signature-Geräusch der Mischkugeln – ich fühlte mich jung & wild! Zum Taggen führe ich ausschliesslich einen diskreten Kugelschreiber mit.
Was könnt ihr uns über das neue Album sagen?
Fit: Vielfältig, respektiv beliebig, wie immer. Im Song „News“ konnten wir zudem DJ Oxidix aka Shamanu als Co-Producer gewinnen und auf „Musig la rede“ haut dir La Nefera ihre spanischen Reime um die Löffel. Ziehs dir rein, 11 Tracks Churchhill pur.
Raiser: Ich möchte hier ein Zitat aus dem Album anführen: „dr Stubetiger frisst d‘Fridenstuube ungerem Hundeblick vom blinde Huehn!“
Was verbindet euch mit Layup?
Fit: Ich bin jeweils ein stolzer Träger eines Layup Shirts und eines Layup Kapuzenpullis. Die Reaktionen sind ausschliesslich positiv. Anfang Jahr hat mich in Laax frühmorgens ein Typ angesprochen: „Yeah, Layup, geil, pfff, pfff.“ Dank euch werde ich im Ausgang angesprochen.
Raiser: Ich bin Transit-Kunde (Transit war der Name des Vorläufers des ersten Layup Shops) der ersten Stunde und die Brunngasse war mehr als nur ein Lädeli für Dosen, eher ein kleiner Jugendtreff. Noch heute trage ich die Hixsept-Pullis, welche ich vor X Jahren im Layup bei der Nydegg gekauft habe. Später trug und trage ich jeweils ein Layup-Shirt während der Konzerte und war in Verhandlung für einen Layup-Sponsoring-Vertrag. Kurz gesagt war ich dann halt einfach zu teuer! Wir einigten uns, dass ich die Shirts einfach weiter freiwillig und nicht vertragsbedingt trage und ich bekomme jeweils dafür einen Kafi serviert, wenn ich zum Shoppen komme – fanden wir beide besser und billiger.
Bissoguet, das neue Album von Churchhill im Online Shop erhältlich.
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