Sprayday mit: RICH LGS

In einem Dorf unweit von Bern; ein Skatepark und eine Holzwand. Die Anfänge von Rich LGS sind klassisch. Sketchen, Dosen kaufen, die ersten Pieces malen, eine Crew bilden, rumhängen, Actions planen, Actions machen. Später wurde Rich Grafikdesigner und machte das Arbeiten mit Buchstaben und Schriften zu seinem Beruf. Seinen zweiten Graffiti-Frühling teilt er nun aber mit uns, denn die farbigen, verrückten Buchstaben haben ihn nie losgelassen.

Angefangen hat es in meinem Heimatdorf unweit von Bern: Wir kriegten einen Skatepark und eine Holzwand. Eine Hall of Fame. Während den unzähligen Skatesessions kamen da irgendwelche Dudes und haben Wildstyles an die Holzwand gemalt. Wow, yeah, das will ich auch, dachte ich mir. Also ab in die Stadt und Cans kaufen. Die ersten Pieces auf die Rückseite malen und nach und nach Teil der lokalen Szene werden.

«Während den unzähligen Skatesessions kamen da irgendwelche Dudes und haben Wildstyles an die Holzwand gemalt»

Da war King Sesam, Nimo, Diteuf, Axel und seine Brüder, Almio und verdammt viele andere. Irgendwann war ich dann so fest drin, das wir eine eigene Crew bildeten. The Passionistz. Man muss im Nachhinein nicht alles verstehen, was damals in unseren Köpfen abging, aber lustig wars und passioniert waren wir definitiv. Wir hatten Connections in der ganzen Schweiz, sind an viele Jams gegangen und oft tagelang bei King Sesam in der WG abgehangen, gesketcht und die nächste Action geplant oder gewartet bis es endlich dunkel wurde. Nach und nach aber haben alle aufgehört zu malen oder sich anderweitig orientiert, und Graffiti war plötzlich nicht mehr bei allen ganz so wichtig.

«Man muss im Nachhinein nicht alles verstehen, was damals in unseren Köpfen abging, aber lustig wars und passioniert waren wir definitiv»

Ich war also irgendwann viel für mich am Malen habe aber dann Seor, damals noch Hamer, aus Schaffhausen kennengelernt, nebst dem Style passte das auch menschlich sehr gut. Und dann kam Stue aus Biel dazu.

Wir waren so oft zusammen unterwegs, dass wir eine neue Crew bildeten, zusammen mit Foke und Tema aus Zürich. Dazu kam Naros, auch aus Schaffhausen und Yaeo aus dem Deutschen Umland, Leks aus dem Vorarlberg wurde nach vielen alljährlichen legendären FOVS-Jams auch Teil der Crew: The Loveguns — spread Love not Bullets. Ah und ein gewisser Verkäufer im Layup, der Mann mit den vielen Namen war irgendwie auch immer dabei, er, einer meiner ältesten Graffiti-Freunde überhaupt. Aus dem selben Dorf stammend haben wir uns doch erst dank Graffiti kennengelernt und sind bis heute gute Freunde. Nach ein paar Jahren stieg er auch bei den Loveguns ein.

«Für mich war Graffiti der Einstieg ins kreative Schaffen»

Für mich war Graffiti der Einstieg ins kreative Schaffen. Wie so viele ehemalige oder immer noch aktive Maler wurde ich irgendwann Grafikdesigner. Das Arbeiten mit Buchstaben und die Wirkung von Schrift beschäftigen mich Tag ein, Tag aus. Die farbigen, verrückten Buchstaben haben mich aber nie losgelassen. So geht es wohl allen, die irgendwie irgendwann mal etwas mit Graffiti am Hut hatten. 

Immer schaue ich, was um mich herum gemalt wird, weiss meist genau wer grade unterwegs ist und bewundere den Antrieb derer, die Nacht für Nacht um die Häuser ziehen.

«Ich spüre zudem einen neuen, frischen Wind in Bern, mit all den Halls, die entstanden sind»

Seit nun etwa eineinhalb Jahren bin ich wieder motiviert. So stark wie schon lange nicht mehr, warum genau weiss ich nicht. Mein zweiter Graffiti-Frühling. Ich denke, es hat viel damit zu tun, dass ich wieder mit Sketchen angefangen habe. Ich spüre zudem einen neuen, frischen Wind in Bern, mit all den Halls, die entstanden sind. Ich habe auch das Gefühl, es gibt weniger Beef und die Stimmung ist allgemein weniger aggressiv… I really like that. Ich bin super dankbar für all die Halls und die Menschen, die schauen, dass dieser Teil der Kultur nicht ausstirbt.

«Ich cutte nie, Standardcap only»

Ich versuche mit Flow zu malen. Wenn man das Bild anschaut, soll sichtbar sein, dass ich Spass hatte. Ich denke, das beeinflusst stark, wie ein Bild schlussendlich wirkt. Ich cutte nie, Standardcap only. Bei meinen Styles, im Gegensatz zur Grafik, gilt: Mehr ist mehr. «An dem Style hat es gar keinen Pfeil, das ist doch kein Graffiti», hat mir einmal jemand gesagt — das ist mir geblieben. Seither gehören die Pfeile fix zu jedem Style dazu. An Buchstaben tüfteln und mit Freunden malen, das lässt mich nun wahrscheinlich so schnell nicht wieder los. We will see.

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June 19, 2023. Layup News. No Comments.

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