Zurück zur Jahrtausendwende: Auf einem Union-Pacific-Güterzug durch Texas fahren die gleichen Buchstabenkombinationen wie auf einem SBB-Wagen durch die Schweizer Alpen. Es sind die Buchstaben von Still Alive.
Still Alive – ein Weltenbummler mit Spraydosen im Gepäck, aber ohne Google Maps in der Tasche, auf der Suche nach Abenteuern und neuen Orten, mit wechselnden Pseudonymen im Repertoire. Auf erfrischende Art und Weise hinterfragt sein Style die gängigen Codes der damaligen Graffiti-Subkultur. Deren Regeln werden bewusst ignoriert, mit dem Ziel Aufmerksamkeit zu erregen, ohne sich um das Urteil anderer zu scheren.
Mit Hilfe alter Tagebuch-Einträge und analogen Fotos wird im Buch „Still Alive – Wearing Sunglasses at Night – Diary of a Graffiti Writer” Still Alive’s Werdegang als Graffiti Writer rekonstruiert. Die zahlreichen Bilder und Geschichten nehmen uns mit auf Abenteuer von New York über San Francisco bis Barcelona und Bukarest und zeigen auf, warum er einer der wichtigsten Akteure der Schweizer Graffiti-Szene wurde und Bern auf die Graffiti-Landkarte setzte.
Hardcover, Geprägter Leineneinband
Format: 160 x 240 mm
Inhalt: 224 Seiten, analoge Fotografien, Offset Druck, Englische Texte
ISBN: 978-3-033-08282-3 Verlag: Nonstop Publishing
Interview mit Still Alive bei MTN-WORLD
https://www.instagram.com/stillalive.ruff/
STILL ALIVE – Wearing Sunglasses at Night Buch
Der Produzent Questbeatz aus Bern ist der Mann hinter Produktionen von Nativ, Buds, S.O.S. oder Psycho‘n‘Odds. Die Liste der Künstler mit denen er sonst noch gearbeitet hat ist schier endlos, von Pronto und Stereo Luchs, zu Cobee und Chico Chicago bis hin zu Tommy Vercetti oder Lo und Leduc. Wir durften Questbeatz in seinem neuen Studio besuchen und haben uns mit ihm über seine Anfänge, das Streamen, Vinyl und den Schweizer Musikmarkt unterhalten und erhielten sogar einige technische Tipps.
Wir sind hier in deinem neuen Studio, kannst Du uns etwas darüber erzählen und wie war es vorher im alten Studio?
Ich hatte mein Studio vorher in einem Wohnblock, dort hatte ich eine schreckliche Nachbarin und konnte nur auf Headphones mischen. Es waren aber trotzdem legendäre Zeiten mit vielen guten Leuten und coolen Projekten dort. Hier am neuen Ort bin ich seit Sommer 2020. Ich kann jetzt mit Monitoren arbeiten, egal um welche Uhrzeit und habe mehr Platz. Es ist definitiv mein Lieblingsort und auch ein Treffpunkt für Meetings.
Und wie viel Zeit verbringst Du durchschnittlich im Studio?
Ich verbringe sehr viel Zeit im Studio, ca. 60 Stunden pro Woche. Ich habe wöchentlich ca. vier Sessions mit verschiedenen Leuten. Die meiste Zeit verbringe ich aber alleine im Studio, mache Beats oder mixe und mastere Songs.
Du hast schon mit vielen Künstler gearbeitet. Kannst Du uns etwas von deinen Anfängen als Produzent erzählen?
Ich habe Anfang der 2000er, ca. 14-jährig, angefangen auf dem Computer Musik zu produzieren. Schon vorher als Kind hatte ich viel Musik gemacht, hauptsächlich aber Schlagzeug gespielt. Eigentlich wollte ich eine Band gründen, hatte aber niemanden in meinem Umfeld der ein Instrument spielte. Das war einer der Hauptgründe wieso ich überhaupt anfing zu produzieren, so konnte ich ohne Bandmitglieder eigene Songs machen.
Wie ging es dann weiter?
Meine ersten Releases waren im Jahr 2008 die „Low Cash Hustle Tapes 1 & 2“. Ich arbeitete damals haupt- sächlich mit meinem Bruder Agent Zam zusammen. Später musste ich teilweise Leute zwingen ins Studio zu kommen, weil ich unbedingt Aufnahmen und Album- Projekte machen wollte. Ich war sehr motiviert, aber sah in der Schweiz keine grosse Perspektive für das, was ich machen wollte. Die Resonanz auf unsere Projekte waren klein, aber die Mixtapes haben sich trotzdem irgendwie verbreitet via Bluetooth oder gebrannten CDs. Ich war überrascht als ich Kids auf der Strasse sah, die unseren Sound auf ihrem Handy hörten.
Konntest Du mit deinen Produktionen damals etwas Geld verdienen?
Meine Beats waren stark vom Sound aus den amerikanischen Südstaaten geprägt. In der Schweiz kannten damals nur wenige Leute diese Musik. Ich konnte damit kein Geld verdienen. Die einzige Möglichkeit dafür wäre im Ausland gewesen. Damals war es schwieriger, Künstler*innen im Ausland Beats zu schicken. Ich hatte auf Myspace meine ersten Kontakte zu Artists aus Deutschland, Frankreich oder den U.S.A.. Aber generell war das Zusammenarbeiten mit Leuten auf Distanz sehr schwierig. Mit dem Internet und Social Media hat sich das inzwischen schon sehr verändert.
Dann kam die Arbeit mit S.O.S. Was kannst Du uns darüber erzählen?
Im Sommer 2015 habe ich mit Dawill und Nativ unter dem Namen S.O.S. den Song „läbä&stärbä“ veröffentlicht. Der Song hatte einen kleinen Hype, zumindest in Bern. Darauf folgten ein paar legendäre Shows an legendären Orten. Beispielsweise in der Schwarzen Erle, einem besetzten Haus in Basel, auf dem Vorplatz der Reitschule oder in der Brasserie in der Lorraine in Bern. So bekamen wir grössere Resonanz und Veranstalter wollten uns buchen. Im selben Jahr habe ich dann mit Nativ sein erstes Album „MVZ Vol. 1“ veröffentlicht. Zeitgleich arbeiteten wir am gemeinsamen S.O.S. Debut Album „Candomblé“ welches 2016 erschienen ist.
Im Sommer 2017 haben wir mit S.O.S. das Doppelalbum „Akim & Imani“ veröffentlicht und sind damit zum ersten Mal durch die Schweiz getourt, von kleinen Clubs zu grossen Festival Bühnen. In diesen Jahren kam zeitgleich in verschiedenen Schweizer Städten mehr Leben ins Spiel. Es war eine Art kollektive Weiterentwicklung in der Szene spürbar.
Plötzlich wart Ihr von allen Seiten gefragt. Gab es auch Interesse von grossen Labels?
Zu dieser Zeit hatten wir ja bereit unsere Musik auf dem Internet verbreitet, mit YouTube Videos und auf Social Media Kanälen. Wir konnten unsere Songs selber mit iGroove, einem digitalen Musikvertrieb, in alle Online Stores bringen. Wir haben also gar kein Major gebraucht, glücklicherweise funktioniert das bis heute ganz gut ohne ein Major Label an der Seite.
Wie ist die Situation heute für einen Schweizer Künstler?
Der Schweizer Markt ist klein, Künstler*innen können in der Schweiz nicht permanent Konzerte spielen, weil es einfach zu wenig Städte gibt. Streaming bietet sicher viele neue Möglichkeiten, aber mich beängstigt der Gedanke, dass eine Firma wie Spotify den Markt kontrolliert, wenn man bedenkt in welche Richtung sich die Technik entwickelt. Fast alle Songs an denen ich mitgearbeitet habe sind unterdessen auf Spotify und Co. Der Grund dafür ist, dass sich das Konsumverhalten der Gesellschaft verändert hat. Wenn du nicht auf Spotify bist, dann hört dich einfach niemand. Damit bin ich natürlich nicht zufrieden.
Einige Deiner Produktionen sind auch als Vinyl veröffentlicht worden, was bedeutet dir das?
Ich hatte als Teenager zwar selber zwei Plattenspieler und eine kleine Plattensammlung, wollte DJ werden und habe gescratcht und alles. Trotzdem habe ich aber jetzt nicht so einen riesigen Bezug zu Vinyl. Heute habe ich weder einen Plattenspieler noch Platten. Mir gefällt aber der Gedanke, dass unsere Musik auf einem physischen Datenträger sozusagen für immer konserviert wird und das in einer hohen Qualität.
Vinyl wird wieder mehr verkauft als noch vor ein paar Jahren, gerade auch bei jüngerer Kundschaft, denkst Du da gibt es eine Art Gegenentwicklung zum Streamen?
Ich würde mir eine Gegenbewegung wünschen, aber ich denke das selbst die Leute die unsere Platte gekauft haben, das Album dann trotzdem auf Spotify oder so streamen.
Was würdest Du sagen, auf was ist zu achten wenn man Musik produziert?
Es gibt verschieden Arten von Produzent*innen. Aber in den meisten Fällen produziert man nicht für sich selbst, sondern für eine Artistin, einen Artist oder ein Projekt. So braucht es eine Balance zwischen Anpassungsfähigkeit und persönlicher kreativer Verwirklichung. Gemeinsames musikalisches Verständnis und eine Zusammenarbeit mit Leuten die passt.
Kannst Du uns etwas über deine Einrichtung und Tools erzählen? Hast du ein paar Tipps?
Ich arbeite auf einem MacBook mit Cubase. Ich habe 2004 mit Cubase SX3 angefangen und kann seither nicht mehr wechseln. Ich habe ein sehr bescheidenes Setup im Studio, lediglich ein Interface, ein Preamp zum Recorden, ein Mic und meinen Laptop. Natürlich ein paar Monitore plus Sub und kleinere Sachen wie Headphones etc. und diverse virtuelle Plugins für Effekte, Synths und Instrumente etc.. Mein Tipp: Lieber mit wenigen Tools arbeiten, diese dafür aber richtig lernen zu verstehen und bewusst einzusetzen.
Und nun noch zu Corona, wie hat Dich die Situation betroffen?
Wir hatten Anfang 2020 mit Psycho’n’Odds das Album „Radiation World“‘ veröffentlicht. Wir konnten im Februar noch unsere Albumtaufe im Dachstock machen und hatten eine grosse Tournee durch die Schweiz organisiert. Wir hätten auch einige Shows im Ausland gespielt, aber das wurde alles abgesagt. Das hatte einen negativen Einfluss auf unser Album, es konnte so weniger promotet werden.
https://www.instagram.com/questbeatz_/
Psycho`n`Odds – Radiation World – Vinyl LP
Die qualitativ, fair und umweltverträglich produzierten Kleider von ALIS aus der Freistadt Christiania sind seit kurzem auch in Shops ausserhalb von Dänemark erhältlich. Wir freuen uns dieses Label mit viel Geschichte und Stil im Layup willkommen zu heissen. Albert, einer der Gründer von ALIS, erzählt uns von Christiania, der Geschichte und der Philosophie des Labels und warum er auf der ganzen Welt Skateparks baut.
Mitten in Kopenhagen existiert die autonome Freistadt Christiania. Im Jahr 1971 wurde das Gebiet, welches etwa so gross ist wie das Berner Lorraine-Quartier, besetzt und zur autonomen Gemeinde erklärt. Nächstes Jahr feiert dieses einmalige soziale Projekt sein 50-jähriges Bestehen.
Seit ihrer Jugend sind Albert Hatchwell und Isabelle Hammerich in Christiania unterwegs. “In den frühen 80er Jahren traf sich die Untergrund-Szene von Kopen- hagen in Christiana” erklärt uns Albert, “wir waren eine durchmischte Gruppe: Punks, Breakdancer, Sprayer und Skater. Jeder kannte jede und jeder war auf seine Weise kreativ“.
1996 gründeten Albert und Isabelle das Label ALIS, welches für die zwei ersten Buchstaben ihres Namens steht, und begannen erste T-Shirts und Sticker zu produzieren. Im Jahr 1998 bauten sie zusammen mit Freunden den Wonderland Skate-Bowl in Christiania, welcher schnell zum geschätzten Treffpunkt für Skater aus Kopenhagen und ganz Dänemark wurde und bis heute geblieben ist. Die rot-schwarzen ALIS Sticker wurden von den Skatern und deren Freunden überall aufgeklebt und machten ALIS weit über Skandinavien hinaus bekannt.
“Qualität ist mir sehr wichtig” sagt Albert, “ich will, dass meine Kumpels mit 20-jährigen Kleidern rumlaufen können”. Deshalb setzt ALIS auf hohe Qualität und auf faire und umweltverträgliche Produktion. “Wir produzieren mit 100% biologischer Baumwolle in Europa.”
“Skateparks sind wichtig für die Szene” sagt uns Albert, “der Bau des Skate-Bowl in Christiania hat mir gezeigt, welche positiven Auswirkungen ein Skatepark hat. Es treffen sich dort nicht nur Skaters, vom Pro zum An- fänger, sondern auch Fotografen und Street Artists zum Austauschen neuer Ideen und Projekten.“ Das ist auch der Grund, weshalb ALIS sich für den Bau von Skate- parks rund um den Globus engagiert. “Ich weiss von Städten in anderen Ländern mit einer lebendigen Szene aber ohne Skatepark, deshalb wollen wir auch dort die Kultur fördern und die Leute zusammenbringen.”
So realisierte Alis 2014 in Goa, Indien, zusammen mit freiwilligen Helfern und der lokalen Szene, einen ersten Skate-Bowl. Kurz darauf schloss sich ALIS dem dem Kollektiv von “Make Life Skate Life” an, welches sich ebenfalls weltweit für den Bau von Skateparks engagiert.
“Die Freude auf den Gesichtern der Leute macht süchtig, schon bald planten wir nächste Parks in Bolivien, Jordanien, Myanmar, Japan, Äthiopien, Nepal, den Malediven und zuletzt nun auch auf Jamaika, welche alle fertiggestellt sind” sagt Albert stolz. “Die Bedeutung einen Platz zu haben wo man nicht nur skaten, sondern auch Festivals und Events durchführen kann, ist enorm. Mit viel Leidenschaft und Entschlossenheit lassen sich solche Träume realisieren.”
Visit alis.dk und Alis auf layup.ch