History Bern mit Baldy Minder

Baldy Minder ist der langjähriger Manager und Booker des Hip-Hop-Kollektivs Chlyklass oder der Rapperin 11Ä. Seit über 25 Jahren ist er der Mann hinter vielen Rap Acts in Bern. Sein unermüdlichen Einsatz für die Szene hält weiter an. Im Jahr 2020 zum Beispiel war er Mitorganisator des Ghost Festivals, welches mitten in der Corona-Krise als Solidaritätsaktion für die Schweizer Musikszene konzipiert wurde. Sein Interesse gilt nicht nur die Musik, er organisiert auch Street-Art Ausstellungen uns ist ein grosser YB-Fan. Baldy erzählt uns ein paar Geschichten wie es war und wie alles entstanden ist damals im alten Bern.

Layup feiert sein 20-jähriges Jubiläum…  

Genau so lange gehe ich hier auch ein und aus. Ich bringe regelmässig unsere neuen Platten vorbei, und die meisten meiner Kleider kaufe ich auch hier. Heute trage ich zum Beispiel Shorts aus dem Layup. Dazu kommt, Layup ist der treuste Supporter vom Ultimate MC Battle, welches ich seit 19 Jahren organisiere. 

Das Freestyle-Battle, welches Lo dreimal nacheinander gewonnen hat?

Genau, und Acid T viermal. Ich kann dir gar nicht sagen, welches Jahr für mich am geilsten war. Für mich ist das schönste, dass es den Event überhaupt noch gibt. Das Ultimate ist der letzte noch bestehende Rap-Jam aus der Golden Era. Alle anderen jährlichen Events wie Slangnacht oder Freestyle in Rotation gibts leider nicht mehr. 

„Skaten war auf jeden Fall meine erste Passion. Mit neun Jahren hab ich angefangen, mit 11 ging ich dann in die Stadt, auf die BT (Bundesterrasse). Von da an war ich jeden Tag dort.“ 

Nun bist du Veranstalter, Manager und Booker. Aber angefangen hast du 1986 als Skater. 

Skaten war auf jeden Fall meine erste Passion. Mit neun Jahren hab ich angefangen, mit Elf ging ich dann in die Stadt, auf die BT (Bundesterrasse). Von da an war ich jeden Tag dort. 

Gibt man auf YouTube «skaten bern» ein, findet man ein grossartiges Video, in welchem man dich, Pablo, Poul Prügu und Fantu auf der BT sieht. 1990 warst du noch einer der Kleinsten. Wie gingen die Grossen mit dir um?

Die haben mich eigentlich schon respektiert. Aber ab und zu hatte ich eine derart grosse Fresse dass sie mich in den Brunnen geschossen haben. Total dreimal bin ich nass nach Hause gefahren. Ich war zwar untalentiert, aber dafür hatte ich keine Angst.

„Ab und zu hatte ich eine derart grosse Fresse dass sie mich in den Brunnen geschossen haben.“

Deine ersten Berührungen mit Hip Hop?

Mein Vater (Loco «Mindi» Minder, Künstler) hatte damals einen Plattenladen im Aarbergerhof, «Mindi’s Schärbehuufe». 1984 kriegte er die erste Ladung Rap-Platten, und meine Mutter (Veronika Minder, Regisseurin «Katzenball») machte mir ein Breakdance-Mixtape. Da war auch Malcolm McLaren’s «Buffalo Gals» und «Would ya like more scratchin’» drauf. Dann haben sie mich ins Breakdance geschickt. Auch dort war ich weitaus der jüngste und untalentiert, ich hab’s dann nur ein Jahr ausgehalten. 

Du bist auch in der Tanzschule «Rägeboge» ins Breakdance, bei den Spartanic Rockers im City West?

Yep, 1984-1985.

„Gemalt hab ich mit KTC nicht gross. Wir hingen rum und gingen mit der Pumpaction rumballern, beim Viererfeld oder im Wylerwald.“

In welchen Writer-Crews warst du?

TMR – The Marijuana Revolution, DSA – Die Sprüh Artisten, DSB – Die Schulbuben, und KTC – Kill The Cops. Gemalt hab ich mit KTC nicht gross. Wir hingen rum und gingen mit der Pumpaction rumballern, beim Viererfeld oder im Wylerwald.

Und dann kam ja Wurzel 5.

Zuerst waren wir Wurzel 3, Diens, Serej und ich, DJ Wurst. Dann kamen Tiersch und DJ Hunger aka Link dazu. Doch auch als DJ war ich talentfrei. So kam es, dass ich Manager wurde, der Rest ist Geschichte.

„Auch als DJ war ich talentfrei. So kam es, dass ich Manager wurde, der Rest ist Geschichte“

Wie hat sich das Business in den letzten 20 Jahren verändert?

Ich hab jeden Wechsel mit Gelassenheit hingenommen. Von Tape zu CD, zu Mp3, zu Streaming und dann zurück zu Vinyl. Mit dem Verkauf von Tonträgern oder Alben haben wir nie gross Cash gemacht. Wir haben immer von Liveshows gelebt. Daher hat es sich für mich nicht gross verändert.

„Wir wollten schon immer unabhängig sein“

Foto by Nikolaj Leu

Und wie haben sich deine Gegenüber verändert?

Wir wollten schon immer unabhängig sein, haben nie irgendwelche grossen Majordeals angestrebt. Wir wurden selber zum Label und machen immer weniger extern. Leute kommen und gehen, ein paar sind geblieben, diese Leute schätze ich am meisten.

Gib uns ein paar Namen.

Tom Metzger, Dänu (Le Singe), Kathy (Get Loud), Katha (Kathamusic), Kat (Dachstock), Jan Stehle. Diejenigen, welche dieselbe Sprache sprechen wie wir. Am meisten vermisse ich Pädu Anliker.

Was ist dein absolutes Highlight aus 20 Jahren?

Dass wir den Einlaufsong beim YB-Match haben. Da musste ich beim ersten Mal wirklich auch weinen.

August 15, 2022. Layup News. Keine Kommentare.


Troubles?

Wie lange dauert es, bis eine Sachbeschädigung in der Schweiz verjährt ist? 

Martin Klaus gwk law Rechtsanwälte antwortet:

In der Schweiz gelten Graffiti strafrechtlich als Sachbeschädigung. Lässt du dich erwischen, gibt es eine Strafe. Zudem kann dich ein Gericht auch dazu verurteilen, den durch das Graffiti verursachten Schaden zu blechen.

Nach einer gewissen Zeit vergisst aber auch der Staat irgendeinmal. Wie dein Piece verblasst auch seine Bedeutung für die Strafverfolgung im Lauf der Jahre. Bis das so weit ist, dauert es aber ganz schön lange. Rechtlich spricht man dabei von der Verjährung. Ist die Verjährungsfrist vorbei, lässt Dich der Staat in Frieden und kann dich nicht mehr für Graffitis verurteilen, die du anno dazumal gemalt hast.

Doch wie lange dauert es, bis eine Sachbeschädigung verjährt ist? Wie immer: Es kommt drauf an. Nämlich auf die Höhe des «Schadens». Ist dieser höher als 10K, musst du ganze 15 Jahre warten, nachdem du gemalt hast. Beträgt der «Schaden» weniger als 10K, kannst du dagegen «schon» nach 10 Jahren nicht mehr verurteilt werden. Malst du also beispielsweise an einem Abend ein grosses Piece oder mehrere Graffitis und käme die Reinigung auf insgesamt über 10K, müsstest du dich darum länger gedulden als wenn du ein Werk mit geringerer Fläche angefertigt hättest, welches keinen hohen Schaden verursacht.

So oder so: Bleib vorsichtig und bei den Cops ist Schweigen Gold.

Martin Klaus gwk law Rechtsanwälte

August 15, 2022. Layup News. Keine Kommentare.


Sprayday mit REST GTS

Die Legende auf Stahl. Ein Globetrotter welcher bunte Aktionen auf fahrendem Stahl initiiert. Treuer Crew Mate und talentierter Graffiti Writer mit viel Liebe für Farbe und Formen. Seit Jahren beweist uns Rest seine Leidenschaft für Graffiti. Sicher lieber auf Stahl, aber doch immer auch gerne auf Wänden. Für unsere Augen aber immer ein Schmaus. Seine Bilder wiederspiegeln seine langjährige Erfahrung. Rest nimmt uns mit an einen Sprayday, erzählt uns ein paar Stories aus alten Zeiten und beschreibt wie es bei ihm angefangen hat, damals.

Mitte der 80ger machten sich ein 12-Jähriger Junge und seine Familie auf den Weg in ein weit entferntes Land um Glück und Sicherheit vor Repressalien der Regierung und der Polizei zu finden. Dabei mussten sie Verwandte und Freunde zurücklassen.

„Zwei Jahre später war der Junge integriert und machte alles wie die Einheimischen es taten, egal was.“

In der Schweiz angekommen gings direkt mit der Schule und zusätzlichen Sprachunterricht los. Zwei Jahre später war der Junge integriert und machte alles wie die Einheimischen es taten, egal was. Sein älterer Bruder war jedoch schon nach fünf Wochen nicht mehr von den Einheimischen zu unterscheiden und auch ziemlich weit mit Freunde finden und Sachen unternehmen, die dem scheuen Jungen noch Angst machen.

Später im Jahr 1988 nahm ihn sein grosser Bruder das erste mal mit an eine Party in der Stadt und stellte ihn seinen Freunden vor. Zusammen gingen sie dann alle an die Party und nach einer Weile wollten sie in das Stadtzentrum gehen und so ging auch der Junge mit. Angekommen zieht einer (ZARE 213) eine Spraydose aus dem Rucksack und fängt an zu taggen.

„Es hatte sich was in ihm aufgestaut und an diesem Abend liess er es los.“

Der Junge ist auf der stelle paff und erhält die Dose auch gereicht um zu taggen. Im ersten Moment ist er zu sehr damit beschäftigt, was er überhaupt schreiben soll, sowas war ihm nicht bekannt also guckt er was und wie die anderen getaggt haben und startet mit seinem ersten Tag, das in einem Exzess endete. Es hatte sich was in ihm aufgestaut und an diesem Abend liess er es los.

Von da an war Hip Hop ein Begriff für ihn und er lernte schnell andere Hip Hopper aus der Gegend kennen und gründete eine Crew, YSR (Young Soul Rebels).

„Male zuerst 20 Trains, dann kannst du mal mitkommen mit uns.“

Von 1989 bis 1991 machte die Crew viel Druck und so beschloss der ältere Bruder ihm den King der Stadt (SPOCK 213) vorzustellen. Sein Bruder und Spock 213 hatten schon zusammen Trains gemalt und kannten sich gut. So traf der Junge den King, dieser sagte ihm „male zuerst 20 Trains, dann kannst du mal mitkommen mit uns“. Der Junge nahm die Herausforderung an und kurz darauf waren sie Freunde. Er musste keine 20 Trains malen vorher, denn er war mit seiner Crew schon genug aufgefallen.

Dann, 1991 machten sie den ersten Train zusammen auf einen EBT oder RM, die heute zur BLS gehört. 

„Dann ging es so richtig los, mit Wholetrains, Wholecars und Panels.“

Ab da lernte er dann Rosy One, ECY und Zambo kennen, zusammen gründeten sie die Crew ABM (Aktion Buntes Metal). Dann ging es so richtig los mit Wholetrains, Wholecars und Panels bis 1995 der erste Dämpfer kam: Polizei, Hausdurchsuchungen, Haftbefehl und Untersuchungshaft.

Die Crew ging danach auseinander, aber der Junge machte weiter, lernte die TS Crew, Riap, MA usw. kennen.

Bis dann im Jahr 2003 der zweite Dämpfer kam, aber diesmal musste der Junge, der mittlerweile erwachsen geworden ist, die Füsse echt stillhalten; denn das würde er nie und nimmer bezahlen können.

So begann der junge Mann seine alten Namen hervorzuholen, aber die waren ihm irgendwie fremd geworden. Es war nicht einfach zurück zu gehen, denn das was er bis dahin entwickelt hatte liess ihn nicht los.

„Nennt wie ihr es wollt, ich nenne es «Wut rauslassen».“

Im Jahr 2011 war der Spuck vorbei und er konnte wieder mit Vollgas das machen, was er am besten konnte.  Nennt wie ihr es wollt, ich nenne es Wut rauslassen, Wut die sich tagtäglich durch negative Menschen in einem anstaut.

Die negativste Erfahrung jedoch, die der Junge mit Graffiti gemacht hat ist nicht die Polizei oder die Untersuchungshaft. Nein, es war als er die Nachricht bekam, das alle seine Bilder und Videos durch einen Wasserschaden in einem bestimmten Keller zerstört waren und der Inhaber des Kellers alles in die Mülltonne geworfen hat. Für ihn war es als hätte man ihm den Boden unter den Füssem weggezogen und er in ein endloses Loch fallen würde. 

„Damals haben die Leute vor allem die eigenen Bilder fotografiert.“

Seine Geschichte war zum grössten Teil verschwunden. Damals haben die Leute vor allem die eigenen Bilder fotografiert, da die Entwicklung der analogen Filme sehr teuer war.

„Du musst heute nicht selbst auf Bahnsteige deinen Arsch riskieren für ein Foto.“

Was zu damals und heute ein grosser Unterschied ausmacht sind die digitalen Kameras und die Paparazzis (Spotter). Du musst heute nicht selbst auf Bahnsteigen deinen Arsch riskieren für ein Foto. Alles andere ist nicht gross unterschiedlich zu früher, Polizei, Bahnarbeiter und Rambos gab es schon damals so wie heute noch.

Der einzige Unterschied ist noch, dass viele junge Writers denken, dass wenn sie Hallbilder (legale Bilder an Hall of Fames) malen mit voll abgebyteten Styles sich ein Namen machen und dafür Respekt bekommen, sie irren sich. Geht raus, malt wo es nicht erlaubt ist, versucht eigenen Syle zu entwickeln ob gut oder schlecht, wenn ihr dranbleibt könnt ihr einzigartig werden, denn Halls sind vom Ursprung her nur den famosen Writern bestimmt, die die eben alles zerbombt haben und jetzt die Sache ein wenig ruhiger angehen.

Die, die ich respektiere sind die, die wissen was Respekt heisst.

Eines Tages werdet ihr das selbe denken, wenn ein Anfänger, der noch nie ein Illegales Bild gemalt hat, dich, der schon alles gemacht hat in 1000fach, einfach crosst und das noch mit Silber. Dann versteht ihr was der Junge meint, zu diesem Punkt.

Die, die ich respektiere sind die, die wissen was Respekt heisst.

Grüsse und Respekt an: Layup und an alle Reals mit denen ich unterwegs war und Spass hatte und habe!

Das limitierte T-Shirt mit dem Design von Rest gibts hier in Pastellgelb und Weiss, mit dreifarbigem Siebdruck auf der Front und kleinem Jubiläums-Logo Print im Nacken. Die T-Shirts sind aus 100% Bio-Baumwolle und fair produziert.

Layup x Rest T-Shirt

August 15, 2022. Layup News. Keine Kommentare.


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