Der Berner Comiczeichner und Illustrator Simon Kiener lebt und arbeitet in New York City. Er erzählt uns von seinen Erfahrungen und Impressionen im Big Apple, was er an der Geburtsstadt des Hip Hop so sehr schätzt und warum er am liebsten in der Subway seine Skizzen macht und dort die meisten Impressionen für seine Comics findet. Weiter erklärt er uns, wie er den Unterschied als Künstler in New York und der Schweiz empfindet.
Ich bin Comiczeichner und Illustrator.
Mich interessierten schon immer Geschichten. Und mit dem Zeichnen entdeckte ich eine Technik, diese lebendig und interessant zu gestalten.
Als ich anfing meine ersten Geschichten zu zeichnen, merkte ich, dass es im Grunde nicht meine eigenen Geschichten sind. Sie waren inspiriert von Geschichten, die es schon gibt – von Videogames oder Filmen. Ich bin noch nie in einer Schiesserei verwickelt gewesen. Warum soll ich also Geschichten zeichnen, wo Schiessereien und wilde Verfolgungsjagden in Autos stattfinden? Das war wohl der Grund, weshalb ich anfing, mich für die einfachen, kleinen Geschichten aus meinem Alltag zu interessieren. Mein Ziel ist es, Geschichten zu erzählen, die ich so gut kenne, dass ich sie authentisch und ehrlich erzählen kann. Ich finde es auch viel herausfordernder und interessanter, den Fokus auf die kleinen, langweiligen Sachen des Lebens zu stellen.
Ich habe mich von kleinauf für Comics interessiert. Ich erinnere mich, wie ich immer aus der Bibliothek meine zehn Comics ausgeliehen habe, mehr durfte man nicht haben. Ich fand das Lesen von Comics viel befriedigender, weil sie dich direkt in die Geschichte entführen. Seitenlange Beschriebe von Landschaften in Büchern fand ich immer langweilig. In einem Comic sah ich ein Panel und fühlte mich sofort in der Geschichte integriert.
Zeichnen war bei mir immer irgendwie präsent und ein Ventil um mich von gegebenen Strukturen zu lösen. Auf dem Papier konnte man sein und machen, wer und was man wollte. Es gab weder falsch noch richtig. Das faszinierte mich.
Es war für lange Jahre mein Traum, einmal als Illustrator, Künstler, Comiczeichner – ich weiss nicht, wie ich mich nennen soll – für längere Zeit in New York zu leben und zu arbeiten. Es gibt Vorbilder, die das machten. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mich mein Weg dorthin führen würde. Ich nahm New York schon immer als die Stadt wahr, wo das, was wir in der westlichen Welt sein möchten, zusammenkommt. New York ist die Verkörperung einer urbanen Gesellschaft. Hier wurde Hip Hop geboren. Hier passieren die Sachen, von denen wir drüben in Europa sprechen. Hier findet das urbane Leben einer liberalen Gesellschaft statt. Mit allen Ecken und Kanten, die dazu gehören.
Glückliche und weniger glückliche Umstände haben mich dann kurz vor der Pandemie für 3 Monate nach New York gespült. Und es war Liebe auf den ersten Blick. New York hat meine Inspiration beflügelt und ich lernte viel über mich, über meine Kunst und über das Leben in der Grossstadt. Als ich zurück nach Bern kam, fühlte sich alles sehr eng an – und das hatte nicht nur mit dem Lockdown zu tun. Ich nutzte die Zeit um zu arbeiten und alles daran zu setzen um wieder zurück nach New York zu gehen. Und dank einem Auslandstipendium des Kanton Bern, hat das geklappt.
Ich kam nach New York ohne grossen Plan. Das heisst doch. Ich wollte da ansetzen, wo ich letztes Mal, kurz vor der Pandemie aufhörte. Damals zeichnete ich jeden Tag eine Postkarte und schickte diese nach Bern in eine Kunstgalerie für das Galerienwochenende. Es stellte sich jedoch heraus, dass es nicht einfacher wird, nach bereits 90 gezeichneten Postkarten einfach mal
so weiter zu machen. Vor allem für weitere 180 Tage! Mein Blick auf die Stadt war nicht mehr so frisch. Es genügte mir nicht mehr, einfach ein New York Taxi zu zeichnen. Ausserdem wollte ich mich ja auch künstlerisch weiterentwickeln. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten, habe ich dann meinen Rhythmus gefunden und ich zeichnete erste Geschichten. Ich konzentrierte mich dann vermehrt auf Begegnungen, die ich während dem Skizzieren von Fahrgästen in der Subway machte. Und ich fing an, mehr oder weniger grosse Abbildungen der Stadt von oben zu zeichnen. Durch das Zeichnen tauchte ich immer mehr in das Leben der Stadt ein. Ich liebe es. Und es gäbe noch so viel mehr darüber zu erzählen. Aber weisst du was? Ein Menschenleben reicht nicht aus, um alles erzählen zu können. Es ist einfach zu viel los in dieser Stadt!
Was mich an New York vor allem fasziniert ist die Vielfalt der Leute. New York ist wie ein Magnet, der Menschen aus allen Ecken der Welt heranzieht. Das Skizzieren in der Subway ist für mich wie ein Schlaraffenland. Es gibt so viel zu sehen! Und die Leute interessieren sich nicht, was andere über sie denken. Wenn jemand Lust hat, sich als Clown zu kleiden, dann macht er das einfach. Es gibt hier keine Kompromisse und keine Grenzen. Just do it. Das ist erfrischend.
New York ist keine grosse Stadt, sondern eine kleine Welt. Hier kann man jeden Tag eine Weltreise unternehmen. Und alles ist mit der Subway erreichbar. Mit meiner Metro Card ($127 für 30 Tage unlimited rides) kann ich in die tiefste Bronx an eine Jam im Park fahren und anschliessend nach Coney Island an den Strand. Das ist Lebensqualität.
Auch habe ich hier ganz neue Aspekte in der Hip Hop-kultur entdeckt. Das fünfte Element, wird meines Erachtens in Europa zu wenig beachtet. Dabei ist Knowledge der Grundstein von allem. Hip Hop ist eine durch und durch positive Kultur. Ich spüre an den Cyphers in den Parks ganz andere Vibes, als das, was ich aus der Schweiz so kenne. Jeder ist eingeladen zu freestylen. Egal wie gut oder schlecht er ist. Hauptsache, man macht etwas kreatives und übt sich. Und bei jedem Cypher wird man dazu aufgefordert, auf sich selbst Acht zu geben um der Community dann auch etwas zurückgeben zu können.
Hiphop ist in New York geboren und wird hier teilweise immer noch gelebt wie am ersten Tag. Zum 50. Geburtstag von The Notorious BIG wurde sein Quartier in Brooklyn zur Partymeile erklärt. Die Strassen waren zum Bersten voll, Autos und Motorräder drehten ihre Runden und pumpten die Hits, die hier jeder auswendig kennt. It was all a Dream! Auffallend war, dass unter den Partygängern auch sehr viele ältere waren – vor allem auch Frauen. Ich erinnere mich an eine 67-jährige Afroamerikerin, die mit mir für eine streng limitierte The Notorious BIG Metro Card angestanden ist. Sie erzählte mir, wie das damals etwas völlig neues war und wie wichtig seine Musik für die Identifikation von Brooklyn und die Black Community war und ist.
Oder letztens an einer Blockparty in einem Park in der Bronx, wo eine Mehrheit der Besucher über 60 Jahre alt war. Allesamt Leute, die Hip Hop damals als junge Teenager ins Leben gerufen haben. Coke la Rock war da oder Popmaster Fabel von der Rock Steady Crew. Das war schon sehr beeindruckend!
Comics haben in den USA einen anderen Stellenwert. Sie sind viel populärer und es ist faszinierend, wie viele Menschen hier etwas mit Comics anzufangen wissen. Es gibt auch auffallend viel Merchandise. Marvel und DC sind in der Alltagsbekleidung New Yorks nicht wegzudenken. Man sieht verhältnismässig viele Leute, die zeichnen: etwa im Park, in der Subway oder in der
Bibliotohek. Und irgendeine Comic Con findet in New York fast jedes Wochenende irgendwo statt. Mittlerweile bin ich mit einigen wirklich guten Zeichner befreundet, die seit Jahrzehnten ihren Lebensunterhalt ausschliesslich durch Comiczeichnen bewältigen. In der Schweiz gibt es das praktisch nicht. Das Problem ist jedoch, dass das Comiczeichnen einer grossen Industrie unterworfen ist. Das ist der Grund, warum der Markt so gross und rentabel ist – aber leider auch sehr unfrei. Wenn du keine Superheldencomics zeichnen willst, ist die Luft dünn. Und im Gegensatz zur Schweiz, wo leider kein Markt vorhanden ist, gibt es in New York kaum öffentliche Gelder, die Comics fördern.
Ich glaube aber, dass sich das gerade ein wenig ändert. Es gibt nun vermehrt Galerien, die sich bewusst auf Comics konzentrieren. In einer davon durfte ich an einer Sammelausstellung eine meiner Subway Short Stories beisteuern. Ich glaube, dass das viel Potenzial hat und Comics in den nächsten Jahren in der Kunstwelt vermehrt eine Rolle spielen werden. In New York, aber auch in der Schweiz.
Offen gesagt fürchte ich mich ein wenig davor, wieder zurück in die Schweiz zu gehen. Ich war in den letzten Monaten in New York so inspiriert wie noch nie. Dabei habe hier nicht einmal ein eigenes Atelier und sprang mit meinem Rucksack täglich quer durch die Stadt. Subway, Bibliotohek, Foodcart, Park, Konzert, Waterfront, Ausstellung, Atelierbesuch bei Freunden – die Stadt ist mein Arbeitsplatz. Ich mag den Hustle. Er fördert meine Kreativität und lässt mich lebendig fühlen. Jede Sekunde sehe ich hier irgendetwas cooles, das ich zeichnen oder weiter untersuchen möchte. New York ist eine endlose Inspiratonsquelle. Jeder Tag kann hier ein Abenteuer sein. Jeden Tag kannst du was besonderes erleben. Hei! Ich habe gerade vorhin per Zufall Peter Kuper (Spy vs Spy) und Art Spiegelman (Maus) in der Bibliothek angetroffen. Das sind Schwergewichte der Comickunst! Boom! Einfach so in sie hineingelaufen, als ich auf Toilette gehen wollte.
In der Schweiz ist das anders. Die Schweiz ist in meinen Augen eines der ärmsten Länder der Welt. Und ich meine nicht Geld. Das Geld, unser Wohlstand, ist natürlich ein grosser Pluspunkt für die Schweiz. Auch die Kulturförderung, die zwar besser sein könnte, aber immerhin. Unser Wohlstand ist aber auch verantwortlich dafür, dass wir alle hier bleiben und ausharren. Nur ja keine Veränderung, das könnte unserem Wohlstand schaden. Und so ist in der Schweiz alles irgendwie guter Durchschnitt. Es gibt weder extrem arm, noch extrem reich. Es gibt keine grossen Städte, aber auch keine weiten Landschaften. Es gibt Migros oder Coop. Die Schweiz ist neutral und grau. Seine Kreativität hier zu entdecken und weiterzuentwickeln ist nicht einfach.
Sinnbild dafür sind die Berge. Sie sind wie eine Art Schutzwall. Was hinter den Bergen passiert, geht uns nichts an. Die Schweiz ist eine einsame Insel ohne Strand.
Einer der grössten Unterschiede zur Schweiz ist sicherlich die Einstellung zu Kreativität und Kunst. Wenn ich mich in der Schweiz als Illustrator oder gar Künstler zu erkennen gebe, stosse ich oft auf Skepsis. Eine Tante fragte mich mal an einem Familienfest, kurz nachdem ich mich selbstständig machte, ob ich arbeitslos sei. New Yorker zeigen sich hingegen einer kreativen Arbeit sehr aufgeschlossen. Das ist auch der Grund, weshalb ich beim Skizzieren der Fahrgäste in der Subway bisher keine einzige schlechte Erfahrung machte.
Das ist nicht, weil mir jede Skizze gelingt. Sondern weil New Yorker verstehen, dass meine Skizzen mein persönlicher künstlerischer Ausdruck einer Subwayfahrt sind. Und das wissen sie zu würdigen. Wenn es ihnen dann auch noch gefällt, dann sehen sie Potenzial und ermutigen dich, weiter zu machen. Sie geben dir zu spüren, dass ihnen gefällt, was du machst und dass sie daran glauben, dass du damit gross rauskommen kannst. In der Schweiz hingegen reagieren die Leute manchmal sogar erstaunt, wenn ich erkläre, dass ich damit Geld verdiene. Kunst wird in der Schweiz leider immer noch zu oft nicht ernst und als Hobby wahrgenommen. Das spürt man auch bei der Preispolitik. Für Anwälte haben Schweizer immer Geld übrig. Für Künstler, die über Jahre hinweg eine eigene, einzigartige Sprache entwickeln irgendwie nicht. Ich werde das nie verstehen.
https://www.instagram.com/kiener.simon/
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Das Duo bestehend aus dem Rapper Migo und dem Produzenten Buzz hat seit 2011 ein Mixtape, vier Alben, diverse Singles und Videoclips veröffentlicht und wurde schon 2014 mit den Swiss Hiphop-Awards «Best Newcomer» und «Best Free Release» ausgezeichnet. Wir trafen uns im Berner Gaskessel Areal mit den beiden Künstlern und durften einiges in Erfahrung bringen.
Migo, du bist auch bei FHG (Fischermätteli Hood Gang) und der Chaostruppe dabei. Was ist anders bei Migo & Buzz als bei den anderen beiden Formationen?
Migo: FHG und Chaostruppe sind Formationen die viel mehr auf Live ausgelegt sind, während wir mit Migo & Buzz viel weniger Konzerte spielen und wenn, dann immer mit einer Live Band. Buzz produziert die Musik, ich schreibe die Texte.
Buzz: Migo & Buzz hat am meisten Konzept, da wir nur zu zweit sind.
Migo: Ja, bei der Chaostruppe sind es 15 Leute, da hat wenig Platz für Konzeption. Die Chaostruppe lebt vom Chaos. Bei FHG passiert alles sehr spontan. Ausserdem machen bei FHG und Chaostruppe verschieden Leute Beats, hier nur Buzz. Wir müssen viel weniger Kompromisse eingehen da wir nur zu zweit sind.
Was war die erste Formation?
Migo: Migo und Buzz war zuerst. Wir waren als ZweierGruppe zusammen und haben uns dann mit der Chaostruppe zusammen getan. Die Chaostruppe ist eigentlich eine Formation von verschiedenen kleineren Formationen. Später kam dann noch FHG.
Seit ihr beide aus dem Fischermätteli?
Buzz: Ich komme aus dem Breitenrain.
Migo. Ich komme aus der Lorraine und bin erst später in Fischermätteli zugezogen.
Wer und was war eure Inspiration als ihr angefangen habt?
Migo: Greis, Tommy Vercetti, Chlyklass. MQ, IMC, Ghetto Pop. Die jüngeren dieser Rapper haben uns Tipps gegeben wie man besser wird und uns sehr geholfen.
Gibt es wieder Nachwuchs in der Rap Szene in Bern?
Buzz: Ja wir kennen viele Leute die ein Studio haben und jüngere Leute gratis aufnehmen lassen. Ältere Leute die jüngere Rapper ins Boot holen uns diese Supporten.
Migo: Iroas zum Beispiel macht da sehr viel. Fast schon Jugendarbeit. Ich denke man wird in der nächsten Jahren sicher etwas von diesen Leuten zu hören bekommen.
Habt ihr auch internationale Vorbilder?
Buzz: Als Kind habe ich viel Kanye West und 50 Cent gehört. Auch neueren Sachen wie Kendrick Lamar oder Drake höre ich.
Migo: Ich war ein grosser 50 Cent Fan, auch viel Deutschrap, Dead Prez.
Was ist euch textlich wichtig?
Migo: Wir haben eine klare politische Haltung. Es ist nicht der Hauptinhalt unserer Musik, aber ich bin froh gibt es einen Ort, wo man seine Haltung ungefiltert preisgeben kann. Ich bin froh kann ich das machen und ich will das auch nutzen. Ich liebe aber auch Battle Rap und schreibe gerne Punchlines. Ich denke jeder hört in meinen Texten am Schluss das, was er gerne hören will. Sei es politisch oder eben mehr die Punchlines.
Ihr hattet drei Jahre am neuem Album. Was könnt ihr dazu sagen?
Migo: Unsere Alben kommen meistens so im Drei- oder Vierjahrestakt, denn wir arbeiten auch an anderen Projekten. Wir fangen meisten irgendwie an, produzieren ein paar Songs und merken dann, wie ein roter Faden im Album entstehen kann.
Buzz: Am Schluss gibt es aber immer eine sehr intensive Phase das Album fertig zu machen.
Wie und wann habt ihr gemerkt, dass «Warte uf z Meer» der rote Faden im Album sein wird?
Migo: Wir hatten zuerst das Lied «Warte uf z Meer» und haben dann gemerkt, dass dieser Titel auch zu anderen Songs passt. Von da an hatten wir schon etwa fünf Lieder und wussten, wie viele andere Songs noch kommen sollen. Wir wussten dann, in welche Richtung diese Lieder gehen sollen, damit sie gut zusammen passen.
Buzz: Eigentlich haben wir den Namen sehr spät gefunden. Es war noch die Corona Zeit dazwischen, das hatte auch Auswirkungen. «Warte uf z Meer» ist eigentlich ein Zeitausschnitt von unserem Leben.
Warum soll man die Platte kaufen?
Buzz: Vielen Leuten ist es bewusst, dass sie uns mit dem Kauf der Platte direkt unterstützen. Die Klicks auf Spotify bringen uns natürlich weniger.
Migo: Als Migo und Buzz sind wir Album-Künstler. Das Album hat einen roten Faden. Man kann es am Stück hören. Die Lieder nehmen Bezug zueinander, Samples von Tracks lassen sich in anderen Songs wieder hören.
Es gibt so eine These: Jeder guter Rapper war mal ein Sprayer. Wollt ihr etwas dazu sagen?
Migo: Das hören wir zum ersten Mal, interessante These! Aber ja, wir sind beide früher oft in der Reitschule rumgehangen und sind mit der Graffiti Szene in Berührung gekommen. Es war immer ein Gemisch von politisch aktiven Leuten, Graffiti, Musik und Freestyle Rap Battles. Ich denke unsere Musik hat schon einen grossen Einfluss von dieser Szene.
Album «Warte uf ds Meer»
Die Unruhe zwischen scheinbar unaufhaltbaren Drohszenarien und persönlicher Sehnsucht nach Veränderung spiegelt in Zeiten von Pandemie, sozialen globalen Pulverfässern und Klimakatastrophe eine gesellschaftliche Realität.
Mit dem neusten Album «Warte uf z Meer» machen Migo & Buzz ein Lebensgefühl einer jungen Generation greifbar, gestrandet am Rand der immer etwas verhockten Stadt Bern: Privilegiert genug sein, um umgreifende soziale, ökonomische und ökologische Prozesse zu analysieren, jedoch zu machtlos, um selber deren lokalen Auswirkungen wie z.B. der städtischen Gentrifizierung zu entfliehen. Für die Kunst, aber nicht von ihr leben können. Sehnsüchtig in die weite Welt schauen und doch in Weissenbühl ausharren. Ins Hallenbad gehen. Sich dabei wünschen, dass aus heiterem Himmel ein Meteorit einschlägt. Oder wenigstens ein Klavier.
Warte uf ds Meer, das Album bei uns im Online Shop ist hier erhältlich. https://www.layup.ch/migo-buzz-warte-uf-ds-meer-vinyl-2xlp-p-20636.html
https://www.instagram.com/migobuzz_official/
Ich bin beim Aufkleben eines Stickers angehalten worden, und der Polizist hat gemeint, das gebe eine Anzeige wegen Sachbeschädigung. Ist Stickern wirklich Sachbeschädigung?
Wie so oft: Es kommt drauf an. Was ist eine Sachbeschädigung überhaupt? Im Strafgesetzbuch steht, dass Du eine Sachbeschädigung dann begehst, wenn Du eine Sache beschädigst, zerstörst oder unbrauchbar machst.
Beschädigt muss aber nicht dasselbe wie kaputt heissen. Zur Annahme einer Sachbeschädigung kann es bereits ausreichen, wenn die Funktionsfähigkeit einer Sache beeinträchtigt ist, sie also nicht mehr oder nur beschränkt zum vorgesehenen Zweck brauchbar ist. Überklebst Du bspw. eine Windschutzscheibe eines Autos, bleibt die Scheibe zwar ganz, aber man sieht nicht mehr ganz durch sie hindurch und sollte das Auto je nachdem besser stehen lassen.
Wichtig sind zwei Aspekte. Nämlich wohin oder auf was Du den Sticker klebst und die Frage, ob der «Schaden» innerhalb kurzer Zeit und einfach beseitigt werden kann. Beim Überkleben eines Verkehrsschildes, einer Kamera oder eben einer Windschutzscheibe gilt die Funktionsfähigkeit durch einen Sticker aus rechtlicher Sicht eher als beeinträchtigt, als wenn Du in Deiner Lieblingsbar die Toilettentür dekorierst. Klebt der Sticker super gut oder hinterlässt nach der Entfernung Klebspuren, sieht die Sache anders aus, als wenn man ihn ohne Aufwand von Hand wieder abziehen kann. Als Faustregel gilt, je weniger die Funktionsfähigkeit durch den Sticker beeinträchtigt wird und je einfacher sich dieser entfernen lässt, desto höher wären Deine Chancen auf einen Freispruch.
Überklebst Du aber Verkehrsschilder, droht unter Umständen zusätzlicher Ärger. Im Strassengesetzbuch gibt es einen speziellen Straftatbestand, und zwar die «Beschädigung von Signalen». Lässt Du zudem noch die Abzugsfolie des Klebers auf den Boden fallen, hat das Gesetz auch darauf eine Antwort. Damit verstösst Du gegen das Abfallgesetz.
Beachte: Je nachdem, was auf dem Sticker zu sehen ist, kann bereits das Aufkleben eines Stickers zu erkennungsdienstlichen Massnahmen, d.h. der Abgabe von Fingerabdrücken, Fotos usw. führen, da die Polizei Deine Schuld mit Hilfe der Fingerabdrücke beweisen will.
Je nachdem, was Du wo beklebst und wie gut Dein Sticker klebt, ist das Risiko einer Verurteilung wegen einer Sachbeschädigung also höher oder kleiner – wenn Du Dich denn erwischen lässt.
Martin Klaus, gwk law Rechtsanwälte
Link: https://www.gwk-law.ch/
https://www.instagram.com/gwk_law/
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